Kinder in Samoa
Die Verwirklichung der Kinderrechte in Samoa
Samoa ist ein unabhängiger Staat in Polynesien, im Süden des Pazifischen Ozeans. Er besteht aus vier bewohnten und sechs unbewohnten Inseln. Das Land ist vor allem von ländlichen Gebieten geprägt. Traditionelle kulturelle und religiöse Bräuche bestimmen noch heute die Gesellschaft, in welcher die Kinder in Samoa aufwachsen.
Bevölkerung : 195.500 Lebenserwartung : 73,2 Jahre |
Hauptprobleme, mit denen die Kinder in Samoa konfrontiert sind:
Die Wirtschaft von Samoa basierte schon immer stark auf der Landwirtschaft. Die Mehrheit der Bevölkerung ist vom Land und Meer für Nahrung und Einkommen abhängig.
Dank einer guten wirtschaftlichen Leistung in den letzten Jahren hat das jährliche Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 2003 5034 Tala erreicht. Damit gehört Samoa nicht mehr zur Kategorie der „am wenigsten entwickelten“ Länder nach der Skala der Vereinten Nationen.
Die Wirtschaft von Samoa ist jedoch nach wie vor sehr anfällig, da sie sowohl Naturkatastrophen ausgeliefert ist (vor allem Zyklonen), wie auch von der Konjunktur von Neuseeland und Australien abhängig ist, woher große Anteile des Kapitals stammen.
Für die Samoaner ist die Bildung ihrer Kinder sehr wichtig, wie das Niveau von Primar- und Sekundarschule so wie eine Alphabetisierungsrate von 98% zeigen.
Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren haben im ganzen Land Zugang zu Bildung durch die Primarschulen in jedem Dorf.
In Samoa verfügt das Gesetz, dass nur der Besuch der Primarschule obligatorisch ist. Momentan wird die Einhaltung dieses Gesetzes jedoch nur selten kontrolliert.
In der Primarschule wird vom ersten bis zum dritten Schuljahr in Samoanisch unterrichtet, vom vierten bis zum sechsten Schuljahr ist der Unterricht zweisprachig (Samoanisch und Englisch). Im siebten und achten Schuljahr liegt der Schwerpunkt vermehrt auf der englischen Sprache.
Am 29. September 2009 verursachte ein starkes Erdbeben unter Wasser einen Tsunami, welcher auf den Süden Samoas traf und dort Primar- und Sekundarschulen zerstörte.
Kinder werden in Samoa nicht genügend vor Gewalt geschützt. Sie können den verschiedensten Arten ausgesetzt sein, wie beispielsweise Missbrauch und sexuelle Ausbeutung, Arbeit auf der Straße und körperliche Züchtigung.
Im Kampf gegen solche Strafen wurden soziale Programme gestartet, welche auf alle Personen abzielen, die sich um Kinder kümmern (enge Familienmitglieder und weitere Familienmitglieder sowie deren Umgebung, die eine Rolle für die Kinderbetreuung spielen).
Körperliche Züchtigung an Schulen ist verboten, jeder Lehrer, der gegen diese Regelung verstößt, riskiert es, seinen Job zu verlieren.
Samoa durchläuft eine Phase des Wandels: Tief verankerte Vorstellungen bezüglich der Methoden, wie Kinder bestraft werden, verändern sich zunehmend und körperliche Strafen werden zugunsten von anderen disziplinarischen Maßnahmen aufgegeben.
Trotzdem verwenden Lehrer weiterhin oft körperliche Strafen. Die Medien berichten regelmäßig über Vorfälle, bei denen Kinder so brutal geschlagen wurden, dass sie medizinische Hilfe benötigten.
Außerdem hat die Gesetzgebung zu Kinderschutz sowie zivilen Rechten und Freiheiten oft noch Lücken betreffend dem Schutz der Kinder, welche Opfer von Misshandlung wurden, besonders in Fällen von Misshandlung durch die eigene Familie.
Mädchen werden nicht gleich behandelt wie Jungen.
Beispielsweise ist das gesetzliche Mindestalter für die Heirat für Männer 18 Jahre, aber 16 Jahre für Mädchen. Es wäre besser, wenn es für beide Geschlechter auf 18 Jahre festgelegt würde.
Es wurde verlangt, dass für zukünftige Revisionen der Gesetzgebung geschlechterneutrale Begriffe verwendet werden sollen. Momentan herrscht im Großteil der Gesetzestexte die männliche Form vor.
Notfallsituationen wie der Tsunami, der Samoa am 29. September 2009 traf, gefährden die Gesundheit der Kinder in Samoa und machen sie anfällig für Krankheiten, wobei Massenimpfungskampagnen ursprünglich vorgesehen waren und doch nicht umgesetzt wurden.
Weitere Fortschritte sind beispielsweise bezüglich Blutarmut bei Kindern nötig. In Samoa sind 61% der Kinder im Alter von 6 bis 23 Monaten, 23,2% der Kinder im Alter von 2 bis 4 Jahren, 10% der Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren und 20,7% der Jugendlichen im Alter von 13 bis 19 Jahren anämisch.
In den letzten Jahren hat sich das samoanische Gesundheitssystem entwickelt: Es gibt universellen Zugang zu medizinischer Grundversorgung, die Qualität der Wohnungen, des Wassers und der Sanitärinstallationen ist befriedigend, genauso wie Impfungen und die Gesundheitsversorgung für Schwangere und Neugeborene.
Alle Kinder unter sechs Jahren haben kostenfreien Zugang zu medizinischer Grundversorgung.
Das Hauptziel des Gesundheitssektors ist es, einen fairen Zugang zu einem qualitativ hochwertigen Gesundheitssystem zu ermöglichen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf medizinischer Grundversorgung für alle Einwohner Samoas.
Neben der modernen Medizin wird auf Samoa häufig auf traditionelle medizinische Praktiken zurückgegriffen. Die traditionelle Medizin wird von taulaseas (Apothekern) und Fofos (Masseusen) angewendet.
Besonders in den Dörfern haben traditionelle Heilmethoden einen großen Stellenwert in der Gesundheitsversorgung von Kindern. Dies gilt besonders für Neugeborene, welche in den Genuss von behutsamen Massagen oder pflanzenbasierten Bädern kommen.
Kinderarbeit wird in Samoa in drei Kategorien aufgeteilt: Arbeit in strukturierten Sektoren der Ökonomie, Arbeit in halbstrukturierten Sektoren und informelle Arbeit.
Das Verbot von Kinderarbeit (Kinder unter 15 Jahren) muss erweitert werden, um auch Kinder in informellen Arbeitsverhältnissen zu erfassen, welche von der aktuellen Gesetzgebung nicht abgedeckt werden.
Etwa 4000 Jugendliche brechen die Schule jedes Jahr ab und müssen ins Arbeitsleben integriert werden. Während aktuelle Angaben zur Arbeitslosigkeit nicht verfügbar sind, ist es naheliegend, dass ein Teil dieser Schulabgänger keine Anstellung in den strukturierten Sektoren der Wirtschaft findet und gezwungen ist, auszuwandern oder im informellen Sektor der landwirtschaftlich geprägten Dörfer zu arbeiten.
Es gibt in Samoa weder ein Jugendgericht noch ein Rehabilitierungszentrum für Jugendliche. Da diese Situation dazu führt, dass jugendliche Straftäter im Gefängnissystem für Erwachsene untergebracht werden müssen, bevorzugen es Richter oft, jugendliche Straftäter nicht zu Gefängnisstrafen zu verurteilen, sondern einfach unter Überwachung zu behalten. Seit 2003 hat sich die Situation jedoch verbessert und Kinder verbüßen ihre Gefängnisstrafe nun getrennt von den Erwachsenen.
Gemäß des Strafgesetzbuches von 1961, darf kein Kind unter 8 Jahren für Taten oder Unterlassungen verurteilt werden, die es begangen hat.
Artikel 12 legt fest, dass Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren nicht für ihre Handlungen oder Unterlassungen verurteilt werden können, außer die Jury oder das Gericht, welches für diesen Fall zuständig ist, ist der Meinung, dass das Kind wusste, dass seine Handlungen oder Unterlassungen moralisch verwerflich sind.
Im Jahr 2001 gaben 100% der Bevölkerung an, religiöse Überzeugungen zu haben und 99% der Samoaner bezeichneten sich als Christen. Kulturelle und christliche Prinzipien beeinflussen daher die frühkindliche Erziehung stark.
Kinder werden in Samoa als die Zukunft ihrer Familie, ihrer Gemeinschaft und ihrer Nation gesehen. Daher werden sie als göttliches Geschenk betrachtet und Familien verhalten sich sehr beschützerisch, wenn es um ihre Kinder geht.
Während die Kinder aufwachsen, wachsen jedoch die Hoffnungen und Erwartungen ihrer Eltern mit, was während der Pubertät auch exzessive und unterdrückerische Züge annehmen kann.
Wenn eine Familie auseinandergerissen wird, kümmern sich oft Onkel, Tanten, Großeltern oder andere Verwandte um die Kinder. Dieses „Sicherheitsnetz“, welches die samoanische Kultur begründet, trägt stark zum Schutz der Kinder bei und ist besonders bemerkenswert, da es keine sozialen Auffangnetze im westlichen Stil gibt.