Die Kinder Sambias

Die Verwirklichung der Kinderrechte in Sambia

In Sambia machen Kinder fast 50 % der Bevölkerung aus. Das Land kann den Bedürfnissen dieser Bevölkerungsgruppe kaum gerecht werden. Die Kinder Sambias leben in großer Armut und haben mit Herausforderungen wie Mangelernährung, Gefängnisstrafen, Benachteiligung in Bildungsfragen, Kinderehen und Zwangsarbeit zu kämpfen.

Index der Realisierung von Kinderrechten: 5,57/10
Schwarze Stufe: sehr Schwierige Situation

Bevölkerung: 17,4 million
Bev. 0-14 Jahren: 45.95%

Lebenserwartung: 62 Jahre
Kindersterblichkeit: 59.3 ‰

Sambia auf einen Blick          

Sambia ist ein Binnenland im südlichen Afrika. Es grenzt unter anderem an Tansania, Malawi, Simbabwe und Botsuana. Ca. 17,4 Millionen Menschen leben in Sambia, wobei die Bevölkerung schnell wächst. Die meisten Menschen wohnen in der Hauptstadt Lusaka und in der Industrieregion Copperbelt. 45,95 % der Bevölkerung sind 14 Jahre oder jünger. In Sambia gibt es außerdem verschiedene Volksgruppen.

Im Hinblick auf die Politik kann man Sambia als stabiles Land ansehen. Im Abstand von 5 Jahren werden erfolgreich demokratische Wahlen durchgeführt. Sambia ist der zweitgrößte Kupferproduzent Afrikas und erreichte so 2011 den Status eines Landes mittleren Einkommens. Von 2004 bis 2014 gab es ein starkes Wirtschaftswachstum im Land. Vom Wachstum profitierte jedoch nur ein kleiner Teil der Bevölkerung, während die Armut dadurch kaum gelindert wurde. Auch heute noch sind Armut und deren Folgen eine große Bedrohung für einen Großteil der Bevölkerung. Armut führt zu einem Mangel an Hygienemaßnahmen, fehlendem Zugang zu Wasser, Mangelernährung und Problemen in Bezug auf den Landbesitz. Letztere sind besonders schwerwiegend, da fast 90 % der Sambier ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft verdienen.

Diese Probleme haben bis heute Auswirkungen auf die Kinder Sambias. Sie können nicht alle Rechte in Anspruch nehmen, die ihnen laut der Internationalen Konvention über die Rechte von Kindern zustehen. Es gab schon einige Verbesserungen in Bezug auf Kinderrechte und die Möglichkeiten, die Kinder nutzen können. Trotz dieses Fortschritts stoßen Kinder in Sambia auf große Hindernisse, wenn es um die Erfüllung ihrer grundlegendsten Bedürfnisse geht. Die vollständige Umsetzung der Kinderrechte wird also noch dauern und viel Einsatz erfordern.

Status der Kinderrechte

Kinder stellen einen relativ großen Anteil an der Bevölkerung Sambias dar. 2018 waren 45,95 % der Bevölkerung zwischen 0 und 14 Jahre alt. Die Bevölkerung Sambias ist durchschnittlich 16,8 Jahre alt. Damit ist sie eine der Jüngsten weltweit.

In Sambia leben 60 % der Menschen unterhalb der Armutsgrenze. 42 % werden als sehr arm eingestuft. Im Allgemeinen ist Armut in den ländlichen Regionen Sambias, wo die meisten Kinder leben, weiterverbreitet. Aufgrund der grassierenden Armut können viele Eltern ihre Kinder nicht in die Schule schicken, da die Kinder Vollzeit arbeiten müssen, um ihre Familien finanziell zu unterstützen. Das führt dazu, dass sie keinen Zugang zu ausreichend Nahrung, angemessener Gesundheitsfürsorge, grundlegender Bildung und vernünftiger Unterkunft haben. Außerdem haben sie fast keine Freizeit.

Sambia hat in den vergangenen Jahren zwei Kinderrechtserklärungen unterschrieben: das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte der Kinder, das 1991 ratifiziert wurde, und die Afrikanische Charta über die Rechte und das Wohl des Kindes. Seitdem gab es sowohl rechtliche als auch administrative Veränderungen, die zu verschiedenen Entwicklungen im Bereich der Kinderrechte geführt haben. Die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen für Kinder sowie Bildungsinvestitionen und Kinderschutz sind jedoch weiterhin ungenügend. Außerdem sinken Investitionen in öffentliche Mittel im sozialen Sektor, die Kindern zugutekommen. Obwohl die UN-Konvention schon früh ratifiziert wurde, wurde sie bis heute nur teilweise verabschiedet und in nationales Recht umgesetzt.

Inzwischen wächst das Bewusstsein für Kinderrechte in Sambia. Aktivisten von Jugendorganisationen unterstützen Kinder durch ihre Arbeit. Sie protestieren und verbessern so die Gesundheitsversorgung sowie die Situation bei Kinderehen und reduzieren Geschlechterungleichheiten bei Kindern. Wenn die Regierung, die Zivilbevölkerung und internationale Organisationen gut zusammenarbeiten, können sie Kinderrechte besser umsetzen und die Jugend fördern. Das öffentliche Bewusstsein der Sambier für Kinderrechte nimmt durch Initiativen verschiedener Unterstützer zu.

Kindersensibler sozialer Schutz

Um Armut bei Kindern und Familien zu verhindern und zu reduzieren, Benachteiligungen entgegenzuwirken und Kinderrechte zu verwirklichen, ist sozialer Schutz erforderlich. Außerdem müssen Sozialschutzprogramme Schwachstellen reduzieren, indem positive Effekte auf die Kinder optimiert und nachteilige Folgen minimalisiert werden. Wegen seines positiven Beitrags bei der Bekämpfung von Armut, der Gefährdung und des Risikos, dem sich Kinder gegenübersehen, spielt sozialer Schutz in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle.

Wenn kindersensibler sozialer Schutz richtig umgesetzt wird, können dadurch Probleme wie chronische Armut, soziale Ausgrenzung und externe Schocks, die Kinder irreversibel beeinträchtigen können, angegangen werden. Sozialschutzprogramme sind nur ein Teil der Regierungsstrategie zur Reduzierung der Armut. Ein weiterer Teil sind Sozialhilfeprogramme und die Entwicklung von Humanressourcen, deren Schwerpunkte u.a. Kindergesundheit und Kinderernährung sind.

Das von UNICEF und anderen Organisationen ins Leben gerufene Programm „Social Cash Transfer (SCT)“ will die Mittelzuweisungen für das SCT-Programm in Sambia erhöhen. Deren Bemühungen haben dazu beigetragen, dass das Programmbudget von 30,2 Millionen US-Dollar pro Jahr im Jahr 2016 auf 55,2 Millionen US-Dollar pro Jahr im Jahr 2017 erhöht wurde. Diese Bemühungen sind politisch leichter umzusetzen und bringen erhebliche Vorteile für Kinder. So kann der Weg für eine Förderung geebnet werden, die sich ganz auf Kinder konzentriert und die kindersensiblen Sozialschutz ermöglicht.

Das Zuschussprogramm für Kinder der Regierung Sambias – ein bedingungsloser Geldtransfer, der Familien, die auf dem Land leben und die Kinder unter 5 Jahren haben, unterstützt – hat zum Beispiel nachweislich positive Auswirkungen auf die Nahrungsqualität und damit auf den Gesundheitszustand der Kinder.

Obwohl einige Maßnahmen des Sozialschutzes in Sambia kindersensibler werden, sind diese immer noch ungenügend. Maßnahmen, Gesetze und Bestimmungen müssen den Blickwinkel von Kindern, Jugendlichen und deren Sorgeberechtigten einnehmen, damit Kinderrechte auf allen Ebenen umgesetzt werden.

Auf die Bedürfnisse von Kindern eingehen

Recht auf Gesundheit

Sambias sanitäre Kennziffern sind sehr schlecht. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 62 Jahren. Die Kindersterblichkeitsrate ist mit 59,3 Sterbefällen je 1.000 Lebendgeburten auf einem beklagenswerten Niveau.

Die Hauptgründe für den Zustand des sambischen Gesundheitssystem sind Mangel an Infrastruktur, Material und ausgebildetem Personal. Tausende Kinder haben keinen Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung.

Sambia ist außerdem von einer HIV/AIDS-Epidemie betroffen, durch die sich der Zustand von Kindern und deren Versorgung weiter verschlimmern. Diese Krankheit hat dazu geführt, dass ca. 600.000 Kinder in Sambia zu Waisen geworden sind.

Eine weitere Gefahr für die Gesundheit ist die erhöhte Bleibelastung, die besonders schädliche Auswirkungen auf Kinder hat, die dafür extrem anfällig sind. Bleivergiftung kann zu Kleinwuchs, Anämie, Lernproblemen, Organschäden, Koma, Krämpfen und sogar zum Tod führen. Deswegen ist es von größter Wichtigkeit, dieses Problem so schnell wie möglich zu lösen.

Recht auf Identität

In Sambia gibt es viele „unsichtbare“ Kinder: Kinder, die vom sambischen Staat nicht anerkannt werden, weil ihre Geburt nicht registriert wird. Weniger als die Hälfte aller Geburten werden den Behörden offiziell gemeldet. Das liegt vor allem daran, dass die öffentlichen Registrierungsstellen nur schwer zu erreichen sind.

Die defizitäre Situation bei der Regulierung von Geburten und der Mangel an Informationen über die Notwendigkeit, Kinder zu registrieren, sind die größten Hindernisse für ein lückenloses Geburtenregister. Die Bevölkerung muss dringend über die Auswirkungen dieses Problems informiert werden. Nicht registrierte Kinder haben keine offizielle Identität und Nationalität, weswegen ihre Rechte und Bedürfnisse oft nicht anerkannt werden.

Die Geburtenregistrierung ist ein grundlegendes Recht, da so wichtige Informationen über das Kind, wie Name, Herkunft, Nationalität und Alter, vorliegen. Außerdem ist sie ein Identitätsnachweis und damit ein Zeichen, dass das Kind in den Augen der Gesellschaft existiert. Dadurch kann die Regierung das Kind automatisch vor Kinderhandel und Zwangsarbeit schützen.

Recht auf Bildung

Das Bildungssystem in Sambia muss weitere Fortschritte machen, um den Bedürfnissen aller Kinder gerecht zu werden. In den letzten 12 Jahren ist hier schon viel passiert. Die Einschulungsquote im Grundschulbereich hat sich seit 2000 verdoppelt und lag 2017 bei 3,3 Millionen Kindern. Geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen Grundschülern konnten reduziert werden, sodass mittlerweile genauso viele Mädchen wie Jungen zur Schule gehen können.

Nach der Grundschule gibt es jedoch für Schüler und deren Familien viele Hürden, die den Schulbesuch verhindern. Hierzu zählen zusätzliche Schulgebühren, große Entfernungen, Mangel an sanitären Einrichtungen und vieles mehr. Die Bildungsqualität und angemessener Lehrstoff sind zudem immer noch ein Problem. Schulen sind baufällig, überfüllt und unsicher. Es gibt oft keine Sanitäranlagen, die Lehrmaterialien sind ungeeignet, die Lehrmethoden sind antiquiert und die Lehrer nicht immer qualifiziert. Fälle körperlicher Züchtigung, Misshandlung und sogar sexueller Missbrauch geben Anlass zur Sorge.

Risikofaktoren → Länderspezifische Herausforderungen

Unterernährung und Zugang zu Trinkwasser

Durch Mangelernährung können Millionen Kinder in Sambia ihr volles Potenzial nicht ausschöpfen. Obwohl die meisten Kinder nicht an Hunger leiden, fehlt es ihnen in ihrer Ernährung an wichtigen Nährstoffen, die für ein gesundes Wachstum essenziell sind. Diese Defizite in der Nahrungsaufnahme haben negative Auswirkungen auf ihr Immunsystem und machen die Kinder anfällig für Krankheiten.

2016 waren über 40 % der sambischen Kinder unter 5 Jahren unterentwickelt. 15 % hatten hauptsächlich wegen Mangelernährung Untergewicht. Dies ist der erste Schritt in Richtung eines Lebens mit schlechter Gesundheit.

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist eine große Herausforderung in Sambia. 61 % der Bevölkerung nutzen die grundlegende Wasserversorgung, die in städtischen Gebieten verbreiteter ist als auf dem Land. Um die Situation zu verbessern, wurde 2011 ein neues Gesetz zum Wasserressourcen-Management vom Parlament verabschiedet. Dies hat jedoch zu keinen Verbesserungen in diesem Bereich geführt.

Kinderehen

Kinderehen sind in Sambia weit verbreitet. Fast 31 % der Mädchen sind vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet. Das gesetzliche Heiratsalter liegt bei 16 Jahren, deswegen ist die Vermählung von kaum pubertierenden Mädchen nicht ungewöhnlich. Obwohl diese Hochzeiten illegal sind, werden sie größtenteils toleriert. Länderspezifische Gründe hierfür sind Bräuche, bestimmte Rollenerwartungen, Familientraditionen und das unterschiedliche Bildungsniveau.

Diese Praktik bringt ernsthafte negative Konsequenzen für die emotionale und psychologische Entwicklung dieser jungen Mädchen mit sich. Sie werden vorzeitig in traumatische sexuelle Beziehungen gedrängt, die nicht immer einvernehmlich sind. Sie müssen ohne die vorbereitende Phase der Adoleszenz von der Kindheit direkt ins Erwachsenenleben übergehen.

Straßenkinder

In den Städten Sambias leben sehr viele Kinder auf der Straße. Schätzungen zufolge lebt in Sambia außerdem eins von fünf Kindern nicht bei den Eltern. Diese Kinder leben unter prekären Bedingungen: sie sind allen Gefahren der Straße schutzlos ausgeliefert. Dadurch werden sie leicht Opfer einer Vielzahl von Misshandlungen. Dazu zählen Gewalt, illegaler Handel, Prostitution, Alkoholismus, Drogenabhängigkeit und ausbeuterische Arbeit.

Die sambische Regierung unterstützt einige dieser Kinder durch die Bereitstellung von Unterkünften und durch Trainingsprogramme. Es gibt außerdem Programme wie das „Anglican Street Children Programme“, das Straßenkindern ermöglichen will, Kinderarbeit und einem Leben auf der Straße zu entkommen und wieder zur Schule zu gehen.

Kinderarbeit

Ein Großteil der Kinder Sambias gehen einer wirtschaftlichen Aktivität nach. Laut einem Bericht des Bureau of International Labor Affairs der USA aus dem Jahr 2017 sind die schlimmsten Arten von Kinderarbeit in Sambia vor allem in der Landwirtschaft, der Industrie und im Dienstleistungssektor zu finden. Die hohe Anzahl an Kindern, die auf der Straße leben oder nicht in die Schule gehen, arbeitet in diesen Bereichen, um durch das Einkommen ihre Grundbedürfnisse zu stillen.

Diese Kinder führen ein miserables Leben mit langen Arbeitszeiten. Oft arbeiten sie unter Bedingungen, bei denen es häufig zu Unfällen kommt. Sie erhalten niedrige Löhne, sind mangelernährt, haben keine Unterkunft etc. Außerdem sind sie nicht nur den Elementen und Krankheiten ausgeliefert, sondern außerdem anfällig für Prostitution, Diskriminierung, Misshandlungen, illegalem Handel und Drogenmissbrauch.

Kinder im Gefängnis

In Sambia ist der Anteil an Kindern im Gefängnis hoch. Viele von ihnen sind noch sehr jung. Es ist nicht unüblich, dass Kinder unter vier Jahren gemeinsam mit ihren Müttern eingesperrt werden. Das Überleben dieser Kinder steht immer auf der Kippe, da sie in den Gefängnissen keine Sonderbehandlung erhalten und zusammen mit den erwachsenen Gefangenen eingesperrt werden. Aufgrund von Mangelernährung, fehlender Gesundheitsversorgung und Mangel an Platz zusammen mit unhygienischen Bedingungen sind diese Kinder unzähligen Risiken, hauptsächlich Misshandlungen, ausgesetzt. Dies hat tragische – und oftmals fatale – Konsequenzen für sie.

Weil Kinder nicht von erwachsenen Gefangenen getrennt werden, werden sie regelmäßig Opfer grausamer Gewalt und der Verdorbenheit, die in diesen überfüllten Einrichtungen herrscht.

Geschrieben von Yagmur Ozturk

Übersetzt von Katharina Haas

Zuletzt aktualisiert am 28. März 2020

Weitere Informationen:

Action for Children, Zambia, Nichtregierungsorganisation, die Straßenkinder wieder in das Familienleben und das Leben ihrer Gemeinschaft integriert.

Power of Love Foundation, Organisation, die Essen, Medikamente und viele lebensrettende Gesundheitspflegeleistungen für viele Kinder, die HIV-positiv sind, bereitstellt. Zudem werden Familien durch Trainings im Umgang mit HIV geschult.

Quellenangaben:

CDC Global Health – Zambia. (2019, June 17).

Child Rights Barometer: Measuring Government Efforts to Protect Girls and Boys in Zambia. (n.d.).

Ministry of Community Development. (n.d.). National Social Protection Policy: Reducing poverty, inequality and vulnerability.

Save the Children. (n.d.). Child Rights Governance.

The Impact of Lead Contamination on Children’s Rights in Kabwe, Zambia. (2019, September 13).

UNICEF. (n.d.). Cash Transfers and Child Nutrition in Zambia.

UNICEF. (n.d.). Child Protection.

USAID. (2019, June 13). Health: Zambia.

World Bank. (n.d.). Overview.

Zambia – Demographics Profile. (n.d.).

Zambia: Lead poisoning having disastrous effects on children’s heath; HRW report. (2019, September 18).