Die Rechte der Kinder in Irland – Religionsunterricht als Pflichtfach

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Als traditionell katholische Nation steht Irland seit einiger Zeit vor dem Problem, wie das öffentliche Bildungswesen für Schulkinder gestaltet werden soll. Ungefähr 97% aller öffentlichen Schulen in Irland werden zwar vom Staat finanziert, aber von religiösen Gruppen geführt – in erster Linie von der katholischen Kirche.

Indes haben verschiedene Quellen herausgefunden, dass in Irland fast die Hälfte aller Eltern mit schulpflichtigen Kindern ihren Nachwuchs nicht auf eine christliche Schule schicken würden, wenn sie diese Möglichkeit hätten. Noch wichtiger anzumerken ist, dass dieses System diejenigen diskriminiert, die nicht religiös sind oder die für ihre Kinder keine religiöse Bildung wollen. Die jüngste Gesetzesänderung hat die Regel beseitigt, die Religion in den Schulen ausdrücklich zum Pflichtfach machte – aber es gibt nach wie vor Barrieren für nicht-katholische Familien.

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Schulbildung in Irland

In Irland ist der Schulbesuch für Kinder zwischen 6 und 16 Jahren verpflichtend. Damit Kinder eine öffentliche Schule besuchen können, müssen sich ihre Eltern für sie um die Aufnahme bewerben. Die über 90% der öffentlichen Schulen, die katholisch sind, verlangen zum großen Teil, dass die Kinder katholisch getauft sind. Das diskriminiert die vielen nicht- katholischen Familien und Kinder in Irland, die Schwierigkeiten haben, eine Schule zu finden, da es wenige Alternativen zu den religiös-geführten Schulen gibt. Vor allem in ländlichen Gegenden ist das ein Problem.

In den letzten vier Jahrzehnten ist der Anteil der regelmäßigen Kirchgänger von 90% auf 30% gefallen. Trotzdem sind katholische Schulen in vielen Gegenden des Landes die einzige Option. Deswegen lassen viele Eltern ihre Kinder taufen, nur damit sie in eine öffentliche Schule aufgenommen werden. 6% der öffentlichen Schulen in Irland werden von „multi-konfessionellen“ Gruppen geführt. Obwohl auch diese Schulen vorwiegend christlich sind, unterrichten sie auch Ethik und Religionen aus aller Welt.

In Irland kommt es zu staatlich-geförderter Diskriminierung nicht-katholischer Kinder.

Rule 68 (Regel 68)

Irlands „Rule 68“ erklärt: „von allen Teilen des Lehrplans in den Schulen ist der Religionsunterricht bei weitem am wichtigsten, weil sein Inhalt – Gott zu ehren und ihm zu dienen – den richtigen Gebrauch der menschlichen Fähigkeiten umfasst.“ Obwohl diese Vorschrift im Januar 2016 abgeschafft wurde, nachdem sich viele Menschen in Irland nachdrücklich dafür eingesetzt hatten (84% der Iren wollten die Veränderung), könnte es einige Zeit dauern, bis sich der tatsächliche Effekt dieser Abschaffung zeigt. Zunächst muss eine Umstrukturierung der Lehrpläne und Schulen vorgenommen werden.

Vor der Abschaffung der „Rule 68“ schrieb der irische Lehrplan vor, dass täglich 30 Minuten Religionsunterricht erteilt werden mussten – doppelt so viel Zeit, wie in der Grundschule für Naturwissenschaften oder Sport zugeteilt war. Momentan wird ein neuer Lehrplan konstruiert, der die Kinder an die Inhalte der Weltreligionen und Glaubensrichtungen heranführen soll, mit dem Fokus auf menschliche Verbindungen und Ethik.

Copyright Aubrey DaleSogar nachdem Irland die Abschaffung der „Rule 68“ bekannt gegeben hatte, rief die UN Irland ferner dazu auf, Maßnahmen zur Erhöhung der Anzahl an nicht-konfessionellen oder multi-konfessionellen Schulen zu ergreifen, um die Diskriminierung im Land zu beseitigen. Manche haben dafür geworben, dass sich Familien zum Religionsunterricht anmelden sollen, während es in der Vergangenheit so war, dass Kinder immer eine religiöse Bildung erhielten, sofern sie nicht abgemeldet waren. Es gibt weiterhin Befürworter einer katholischen Ausbildung in Irland; vor allem sind das leitende Persönlichkeiten der katholischen Kirche. Das Bischofskonzil für Bildung reklamierte, dass die Rechte der Eltern kompromittiert würden, wenn es der Religion nicht erlaubt wäre Unterricht in und Zulassung zu öffentlichen Schulen zu diktieren.

Hoffentlich werden sich die öffentlichen Schulen in Irland in den nächsten Jahren von religiösen Schulen zu weltlichen Schulen entwickeln. Trotzdem sind die 15,3% der Einwohner von Irland, die nicht katholisch sind, momentan nach wie vor Diskriminierung ausgesetzt, wenn es darum geht, Zugang zu Bildung zu erhalten.

Geschrieben von: Katie Krakow
Übersetzt von: Anna Gottmann
Lektorat: Andrea Muller

http://www.indexmundi.com/ireland/demographics_profile.html

http://www.irishtimes.com/news/education/rule-prioritising-religion-classes-in-primary-schools-abolished-1.2514202

http://www.secularnewsnetwork.com/2016/02/un-calls-on-ireland-to-recognise-needs-of-non-christian-children-in-the-education-system-2/

http://www.citizensinformation.ie/en/education/the_irish_education_system/overview_of_the_irish_education_system.html

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http://www.movetoireland.com/movepag/schover.htm

http://www.secularism.org.uk/news/2016/02/un-calls-on-ireland-to-recognise-needs-of-non-christian-children-in-the-education-system

http://www.theguardian.com/world/2015/oct/21/no-baptism-no-school-irish-parents-fight-for-equal-access-to-education

http://www.theatlantic.com/international/archive/2013/10/a-new-problem-in-ireland-where-to-find-a-non-catholic-school/280225/

http://www.thejournal.ie/religious-discrimination-irish-schools-2492875-Dec2015/

http://www.irishexaminer.com/ireland/almost-half-of-parents-would-not-choose-christian-school-for-children-370626.html