PTBS bei Kindern und Jugendlichen

Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) in der Kindheit entsteht oft, nachdem ein Kind ein sehr belastendes Ereignis erlebt oder miterlebt hat. Dies kann zu erheblichem emotionalem und körperlichem Stress führen, einschließlich des Wiedererlebens des Traumas, Albträumen und Störungen des Schlafverhaltens. Die Auswirkungen eines Traumas auf Kinder können tiefe Spuren hinterlassen und ihre Beziehungen, ihre täglichen Aktivitäten und ihr allgemeines Wohlbefinden beeinträchtigen. 

Erkennen von PTBS in der Kindheit

Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bei Kindern kann nach einem traumatischen Ereignis, das erheblichen Stress verursacht hat, auftreten. Diese traumatischen Ereignisse können dem Kind direkt widerfahren oder von ihm miterlebt worden sein. Eine PTBS kann sich bei Kindern manifestieren, wenn sie belastenden Ereignissen wie schweren Verletzungen, dem Tod oder Beinahe-Tod eines nahen Familienmitglieds oder Freundes oder Gewalt ausgesetzt waren (Centers for Disease Control and Prevention, 2023).

Die Kinder können erheblichen emotionalen und körperlichen Stress erleiden, wenn sie an das traumatische Ereignis erinnert werden. Es kann sein, dass sie das Trauma immer wieder erleben und sowohl tagsüber als auch nachts Albträume und belastende Erinnerungen haben. Sie haben oft mit Schlafproblemen, depressiven oder reizbaren Gefühlen, erhöhter Wachsamkeit, vermindertem Interesse an vorher beliebten Aktivitäten und einem Gefühl der Losgelöstheit oder emotionalen Taubheit zu kämpfen (Standford Medicine, o.J.).

Wenn bei einem Kind Symptome länger als einen Monat anhalten und diese Symptome sein tägliches Leben, seine Beziehungen und Aktivitäten beeinträchtigen, kann eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert werden (Centers for Disease Control and Prevention, 2023). Obwohl die Symptome in der Regel innerhalb von drei Monaten nach dem traumatischen Ereignis auftreten, kann der Ausbruch auch Monate oder sogar erst Jahre später erfolgen (Standford Medicine, o.J.).

Auslöser und Ursachen

Bewaffnete Konflikte haben erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und führen zu weitverbreiteten Erkrankungen wie PTBS und Depressionen. Bei Kindern geht das Kriegstrauma über spezifische Diagnosen hinaus. Es hat Einfluss auf verschiedene Entwicklungsaspekte wie familiäre Beziehungen, schulische Leistungen und allgemeine Lebenszufriedenheit.

Die heutigen Konflikte, vor allem in Ländern mit niedrigem Einkommen, sind mit zahlreichen weiteren Risikofaktoren wie Armut, unzureichender Gesundheitsversorgung und gestörten Bildungssystemen verbunden. Kinder reagieren im Vergleich zu Erwachsenen besonders empfindlich auf diese Stressfaktoren (Catani C, 2018).

Darüber hinaus werden Kinder in Kriegszeiten mit zwei Arten von Traumata konfrontiert: plötzliche traumatische Ereignisse (Typ I) und andauernde Exposition gegenüber schlimmen Ereignissen, die nicht bewältigt werden können (Typ II). Im Vergleich zu Gleichaltrigen in friedlichen Regionen führt diese Belastung zu einer höheren Rate an Angststörungen, PTBS, erhöhter Aggression, antisozialem Verhalten und Drogenmissbrauch. Wenn Kinder weiterhin Gewalt ausgesetzt sind, beeinträchtigt dies ihre Fähigkeit, Emotionen effektiv zu bewältigen und in Zukunft gesunde Beziehungen aufzubauen (War Childhood Museum, o.J.).

Untersuchung von PTBS in Zusammenhang mit Konflikten, Vertreibung und Missbrauch

Kinder in Konfliktgebieten wie dem Gazastreifen, die ununterbrochen Krieg und Bombenbeschuss ausgesetzt sind, leiden unter tiefgreifenden Auswirkungen. Diese Auswirkungen zeigen sich häufig in Symptomen wie Krämpfen, Bettnässen, Angst, Aggression und einer verstärkten Bindung an die Eltern. In den Jahren 2008-09 ergab eine vom Gaza Community Mental Health Programme (GCMHP) durchgeführte Studie, dass 75 % der Kinder im Alter von sechs Jahren und älter ein oder mehrere Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung aufwiesen (Sherwood H, 2023).

Bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die besonders anfällig für psychische Störungen wie PTBS sind, sind die Prävalenzraten auch nach einer Neuansiedlung weiterhin hoch. So berichtete UNICEF von 170.000 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die in Europa Asyl suchen und während ihrer Reise eine schlechte Behandlung erfahren mussten und nicht mit dem Nötigsten versorgt wurden. Die Studie ergab eine Gesamtprävalenz einer PTBS von 42 %, wobei afghanische Minderjährige die höchste Rate (56,9 %) aufwiesen, gefolgt von Minderjährigen aus dem Irak (36,8 %) und Syrien (33,4 %) (Solberg Ø, 2020).

Diese hohen PTBS-Raten, insbesondere bei unbegleiteten afghanischen Minderjährigen, verdeutlichen die dringende Notwendigkeit einer kontinuierlichen Unterstützung und Intervention für diese gefährdete Gruppe. Diese Probleme treten jedoch nicht nur in Ländern auf, in denen Krieg oder schlechte Lebensbedingungen herrschen. Auch in Entwicklungsländern haben Kinder mit PTBS zu kämpfen.

Kinderschutzdienste in den USA erhalten jährlich etwa drei Millionen Meldungen, die 5,5 Millionen Kinder betreffen. Bei etwa 30 % davon handelt es sich um bestätigte Fälle von Missbrauch. In diesen Fällen steht Vernachlässigung an erster Stelle, gefolgt von körperlicher Misshandlung und sexuellem Missbrauch. Diese schlimmen Erfahrungen erhöhen das Risiko einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) bei den betroffenen Kindern im Land erheblich (U.S. Department of Veteran Affairs, o.J.).

Wirksame Bewältigungsstrategien

Die Unterstützung von Kindern mit PTBS erfordert die Zusammenarbeit zwischen Betreuern und Kindern, wobei eine klare Kommunikation und gegenseitiges Verständnis im Vordergrund stehen. Eine von Psychiatern begleitete Trauma-Behandlung sollte für jedes Kind allgemein zugänglich sein. Die ersten Schritte bestehen darin, sowohl die Eltern als auch das Kind über normale Traumareaktionen aufzuklären, den Eltern zu helfen, die Erfahrungen des Kindes zu verstehen, und die Kinder zu befähigen, extreme Ängste durch verschiedene Techniken zu bewältigen (Kaufman J, 2023).

Pädagogen sollten im Unterricht auch einen traumainformierten Ansatz verfolgen, um den von Traumata betroffenen Schülern und Schülerinnen entscheidende Unterstützung zu bieten. Bei diesem Ansatz geht es darum, die weitreichenden Auswirkungen von Traumata zu verstehen und dieses Wissen in Schulsysteme, Richtlinien und Verfahren zu integrieren.

Durch die Vermeidung von Auslösern, die möglicherweise zu einer erneuten Traumatisierung von Schülern und Schülerinnen führen könnten – wie etwa harte Disziplinarmaßnahmen – können Schulen ein sichereres Umfeld schaffen (Perez N, 2021).

Ansätze wie diese zielen darauf ab, den Schülern und Schülerinnen bei der Bewältigung von Traumata zu helfen und ein sicheres Lernumfeld zu schaffen, das es ihnen ermöglicht, sich effektiv auf das Lernen zu konzentrieren. Eltern und Pädagogen leisten einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung traumainformierter Strategien, doch nachhaltige Fortschritte hängen auch von der Beteiligung der Regierung ab, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Die entscheidende Rolle der Regierung besteht in der Bereitstellung von Finanzmitteln und Ressourcen zur Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und akademischen Abteilungen, die sich auf die psychische Gesundheit von Kindern spezialisiert haben. Diese Unterstützung ermöglicht es ihnen, den Kindern eine bessere emotionale Stabilität zu vermitteln (Alzaghoul F. A. et al., 2022).

Darüber hinaus sollte sich die Regierung für Initiativen zur Förderung des psychischen Wohlbefindens einsetzen, indem sie psychologischen und psychosozialen Interventionen wie der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) und der narrativen Expositionstherapie als grundlegende Behandlungsmethoden Vorrang einräumt. Indem sie sich auf die Entwicklung politischer Maßnahmen, die Bereitstellung von Ressourcen und die Förderung von Partnerschaften mit NGOs konzentrieren, können die Regierungen sicherstellen, dass der Zugang zu umfassender psychologischer Unterstützung für Kinder sichergestellt ist (Alzaghoul F. A. et al., 2022).

Geschrieben von Lidija Misic

Übersetzt von Helga Burgat

Korrektur gelesen von Franziska Theis

Zuletzt aktualisiert am 30. Dezember 2023


Bibliographie:

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