Bildung ist ein großes Thema in Marokko – einem Land, in dem 10 Millionen Menschen Analphabeten sind und in dem laut Unesco 1.137.546 Kinder und Jugendliche weder die Grundschule noch eine weiterführende Schule besuchen.
In den letzten Jahren hat sich in Marokko dank neuer Reformen einiges im Bildungssystem getan. Doch Armut, Kinderarbeit, große Unterschiede zwischen Stadt und Land und vor allem die Ungleichheiten in der Bildung von Jungen und Mädchen zeigen, dass diese Reformen noch lange nicht ausreichen.
Auf dem Land ist Bildung rar
Der Unterschied, der zwischen Stadt und Land herrscht, ist eines der großen Entwicklungshindernisse für Marokko. Vor allem Menschen, die auf dem Land leben, sind von Armut betroffen.
„In Marokko gibt es 1,6 Millionen arme Menschen. Fast 80% davon kommen aus dem ländlichen Raum. Dort sind es also 1.275.000, die dort unter der Armutsgrenze leben“ (El Hourri, 2016). Kinder leiden unter dieser sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheit am meisten.
In einigen Regionen fehlt es an grundlegender Infrastruktur wie dem Zugang zu Trinkwasser, Gesundheitszentren, Elektrizität und öffentlichen Verkehrsmitteln; die Straßen sind in einem katastrophalen Zustand, und die Schulen sind kilometerweit von den Wohnorten entfernt.
Die Schüler müssen täglich ungefähr zehn Kilometer auf gefährlichen Straßen und bei Unwetter zu Fuß zurücklegen. Diese Faktoren sind der Grund dafür, dass immer weniger Kinder auf dem Land in die Schule gehen oder diese frühzeitig abbrechen.
In der Stadt sieht es nicht weniger problematisch aus. Das Bildungssystem unterstützt Kinder mit Schulproblemen nicht ausreichend. Außerdem bietet es wenig Auswahl bei den Schulfächern, und außerschulische Aktivitäten, die die Schüler motivieren und zu ihrer Entfaltung beitragen, sind nicht vorgesehen.
„Die Zahl der Schüler, die ihre Schullaufbahn beenden, ist stark gesunken. Sie ist zwischen 2011-12 und 2014-15 in allen Schulformen von 37.5% auf 30% zurückgegangen.“ (Ismaili, 2016)
Geschlechterungleichheit

Vor allem Mädchen dürfen nicht zur Schule gehen. „Im Jahr 2004 sind 58,18% der Mädchen aus dem ländlichen Raum, im Vergleich zu 18,68% aus der Stadt, nicht in die Schule gegangen „(Eba Nguema, 2015). Im Jahr 2012 besuchten mehr als 20.186 Mädchen nicht den ersten Schulzyklus, bei den Jungen waren es im Vergleich dazu nur 17.183 (Unesco).
Dafür gibt es verschiedene Erklärungen: die marokkanische Mentalität und Tradition, die eher die Bildung der Jungen unterstützen, die Tatsache, dass viele Mädchen arbeiten und früh heiraten. In der Folge sind Bildung, Gesundheit und Entwicklung der Mädchen gefährdet. Armut und Unwissenheit führen dazu, dass die Eltern ihre Mädchen als Hausangestellte arbeiten lassen, damit sie früher zur „Einkommensquelle“ werden, statt sie zur Schule zu schicken.
„Laut dem Collectif pour l’Eradication du Travail des Petites Bonnes (Kollektiv für die Abschaffung der Anstellung von kleinen Hausangestellten), sind zwischen 60.000 und 80.000 Mädchen im Alter von 8 – 15 Jahren als Hausangestellte in Marokko tätig.“ (El Massioui, Mengad, 2016). Sie werden von ihren Arbeitgebern ausgebeutet, einige von ihnen erleben körperliche und psychische Gewalt, haben fast nie einen freien Tag und gehen daher nicht zur Schule.
Die frühzeitige Verheiratung ist auch ein großes Bildungshindernis für die Mädchen und eine starke Verletzung ihrer grundlegenden Rechte. „Junge Mädchen werden mit 16, 15 oder sogar mit unter 14 Jahren verheiratet. In manchen abgelegeneren Regionen sind 83% der verheirateten Frauen minderjährig.“ (Alaoui, 2016)
Diese früh verheirateten Mädchen gehen nicht in die Schule und tragen eine für ihr Alter übergroße Verantwortung. Durch ihre hoffnungslose Situation ist es schwer für sie, einen Ausweg aus Bildungsarmut, Analphabetismus und materieller Armut zu finden.
Kinderarbeit verhindert den Zugang zu Bildung
Nicht nur die Mädchen müssen ihre Familien unterstützen, statt zur Schule gehen zu können. Familien, die ihre Kinder arbeiten lassen, ist nicht bewusst, wie wichtig Bildung im Leben ihrer Kinder ist.
In Marokko ist es fast schon normal, dass Kinder arbeiten. Auch wenn ihre Anzahl in den letzten Jahren zurückgegangen ist, ist sie doch immer noch zu hoch. 69.000 Kinder sind betroffen (huffpostmaghreb, 2015). Diese Kinder verrichten anstrengende Arbeiten, ohne dass ihre Arbeitszeiten geregelt wären, die bis zu 32 Stunden pro Woche betragen können. Sowohl ihr Wachstum als auch ihre Entwicklung werden dadurch beeinträchtigt. Sie haben keine Chance auf Bildung und somit keine Chance auf einen Ausweg aus der Armut.

Es gibt jedoch verschiedene Organisationen, die sich für die Abschaffung von Kinderarbeit einsetzen. „Diese Initiativen organisieren Aufmerksamkeitskampagnen, um zu zeigen wie schlimm Kinderarbeit ist. Damit wollen sie erreichen, dass Kinder unter 15 Jahren nicht arbeiten dürfen, dass die Arbeitsbedingungen von Kindern zwischen 15 und 18 Jahren verbessert werden und dass die Verrichtung gefährlicher Arbeit durch Kinder verboten wird. “ (Infomediaire, 2015)
geschrieben von : Lamia Dehaoui Übersetzt von : Tanja Laib Revision von : Deborah Leyendecker |
Unesco. (n.d.). Bildung: Einschulungsrate nach Bildungsniveau. Unesco: http://data.uis.unesco.org/index.aspx?queryid=142&lang=fr
El Hourri, A. (26 (26. Oktober 2016). 1,6 Millionen Arme in Marokko. Medias24: https://www.medias24.com/MAROC/Les-plus-de-Medias-24/168037-12-million-de-pauvres-au-Maroc-HCP.html
Ismaili, G. (15 Mai 2016). Bildung: Schulabbruchquote steigt in Marokko.. Huffpostmaghreb: http://www.huffpostmaghreb.com/2016/05/18/education-abandon-unesco_n_10023298.html
Eba Nguema, N. (30 januar 2015). Bildungshindernisse für Mädchen auf dem Land in Marokko. Farzyat: http://149.202.20.16/la-scolarisation-problematique-des-filles-dans-les-campagnes-marocainesl
El Massioui, H, Mengad, S. (15 July 2016). Die „kleinen Mägde“ Marokkos. . huffpostmaghreb: http://www.huffpostmaghreb.com/hicham-el-moussaoui/travail-des-petites-bonnes-au-maroc-nouveau-visage-de-lesclavagisme-moderne_b_7800484.html
Alaoui, K (3 Mai 2016). Verheiratung Minderjähriger stoppen.
Illionweb: http://www.illionweb.com/societe/se-defendre/mariage-precoce-stop-aux-mariages-des-mineures/
Huffpost Maroc (18. Juni 2015). 69.000 Kinder arbeiten in Marokko, vor allem auf dem Land. huffpostmaghreb: http://www.huffpostmaghreb.com/2015/06/18/69000-enfants-travail-maroc-milieu-rural_n_7614092.html
Infomediaire. (30. Juni 2015).Kinderarbeit: 8 Organisationen in Marokko. Abgerufen am 15/04/2017 von Infomediaire: http://www.infomediaire.net/news/maroc/travail-des-enfants-8-associations-retenues-au-maroc