Kinderschutz in Frankreich

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„Die Menschheit schuldet den Kindern das Beste, was sie zu geben hat.“ Trotz dieses gehaltvollen Satzes, der in der Kinderrechtskonvention von 1959 steht, schätzt die Forschungsleiterin des Nationalen Instituts für Gesundheit und medizinische Forschung (Inserm), Anne Tursz, dass rund 10 % der französischen Kinder Opfer von Misshandlung sind. Laut Tursz sterben jeden Tag ein bis zwei Kinder durch die Hand eines Erwachsenen.
Droit de l'enfant en France_Unicef

Rückblick auf den Schutz der Kinder in Frankreich

Kinder werden erst seit Kurzem und in begrenztem Umfang als Person im juristischen Sinne angesehen. Ihr Platz in der Gesellschaft hat eine lange Entwicklung hinter sich. Ursprünglich bedeutete das Wort Kind „das Nicht-Sprechende“. Seine Existenz hing von den Entscheidungen Erwachsener ab.

Der Schlüsselmoment des Kinderschutzes in Frankreich liegt im Jahr 1945: Es wird ein Gesetz zur Kinderfürsorge verabschiedet sowie eine eigene Justizbehörde und besondere Maßnahmen wie Untersuchungen, Unterbringungen usw. geplant.

1953 entsteht der Begriff der „Kinderfürsorge“: In jedem Departement wird ein Kinderfürsorge-Dienst eingerichtet, dessen Aufgabe es ist, sich um die Kinder zu kümmern, die unter seinen Schutz oder seine Vormundschaft gestellt werden.

Am 20. November 1959 unterzeichnet der französische Staat schließlich die Erklärung der Rechte des Kindes.

1989 wird ein Gesetz zum Schutz der Kinder vor Misshandlung erlassen und gleichzeitig wird die Telefonnummer 119, der Nationale Notruf für misshandelte Kinder, aktiviert. Der Notruf bietet Beratung, Vorsorge und Orientierungshilfe.

Am 5. März 2007 rückt ein Gesetz Kinder durch die Anpassung und Diversifizierung der Fürsorge in den Mittelpunkt der Schutzgesetze. Es beschreibt außerdem die Aufgaben und die Begriffe des Kinderschutzes.

Bei 32.414 der insgesamt 583.139 Anrufe, die im Jahr 2011 bei der Nummer 119 eingingen, waren Maßnahmen nötig. Bei zwei Dritteln dieser Anrufe leisteten die Mitarbeiter der 119 Soforthilfe, während das verbleibende Drittel der Fälle an die Departements weitergeleitet wurde. Die Mehrzahl dieser Kinder waren Opfer physischer oder psychischer Gewalt. Die Zahl der Fälle schwerer Vernachlässigung nimmt zu.

Es muss angemerkt werden, dass es trotz der Existenz der Nationalen Beobachtungsstelle Gefährdeter Kinder (Oned) in Frankreich bisher noch keine landesweite Studie über den Schutz der Kinder gibt.

Geschrieben von : Virginie Hoarau
Übersetzt von : Jeannette Nitsche
Bewertet von : Nele Feucht