Kinderarbeit in Indien

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Woran denken Sie als erstes, wenn jemand Indien erwähnt? An die Schönheit der indischen Kultur, die Küche, die Geschichte, das Klima? Oder denken Sie vielleicht an die Luftverschmutzung, die Überbevölkerung und die grosse Armut, mit der viele Inderinnen und Inder zu kämpfen haben? Indien ist in der Tat ein Ort, der bei vielen gemischte Gefühle hervorruft.

Zweifelsohne gibt es zahlreiche wichtige Themen, die auch berücksichtigt sein wollen, jedoch fehlt in den Nachrichten oft ein wesentlicher Aspekt in Indien – die Kinderarbeit. Es mag Sie überraschen, doch in Indien gibt es mehr als 8,3 Millionen arbeitende Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren (Save the Children 2016).

Was ist Kinderarbeit?

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, definiert Kinderarbeit als «missbräuchliche Arbeit, die Kinder um ihre Kindheit bringt, ihnen ihr Potential und ihre Würde raubt und der psychischen und physischen Entwicklung schadet» (Internationale Arbeitsorganisation, o. D,).

Sie arbeiten in der Landwirtschaft, in Fabriken, im Bergbau oder als Haushalthilfen (z.B. auch Prostitution). Kinder werden aus verschiedenen Motiven zur Arbeit gezwungen: Migration, Krisensituationen, das Fehlen von menschenwürdiger Arbeit sowie Armut als Hauptgrund (UNICEF 2017).

Welche Auswirkungen hat die Kinderarbeit auf die Kinder?

Damit Kinder die notwendigen Kompetenzen entwickeln können, welche sie brauchen um in der modernen Welt zurechtzukommen, braucht es Bildung als einen wichtigen Faktor während der Kindheit. Arbeit zu einem frühen Zeitpunkt verhindert jedoch, dass die Kinder zur Schule gehen können, um genau diese Fähigkeiten zu entwickeln. Oft lastet ein grosser Druck auf diesen Kindern für ihre Familien sorgen zu müssen, da in den meisten Fällen keine anderen Einkommensquellen für den Haushalt bestehen. (ILO 2017)

Die psychischen Auswirkungen von Kinderarbeit sind zudem ebenso schwerwiegend wie die körperlichen und können zu dauerhaften Traumata führen. Kinder, die schreckliche Gewalterfahrungen machen mussten haben ein erhöhtes Risiko psychische Erkrankungen wie Depressionen, Schuldgefühle, Angststörungen, Vertrauensverlust und Hoffnungslosigkeit zu entwickeln.

Was geschieht in Indien?

Kinderarbeit kommt nicht ausschliesslich in Indien, sondern vielerorts in Afrika, Südamerika und sogar auch in Europa vor. Westliche Unternehmen, wie z.B. Gap gerieten in die Kritik, weil sie für ihre Produktion Kinder ausbeuten. Viele dieser Firmen, welche Kinder als kostenlose Arbeitskräfte missbrauchen, befinden sich in Indien.

Die Staaten in denen am meisten Kinderarbeit vorkommt sind Bihar, Uttar Pradesh, Rajasthan, Madhya Pradesh und Maharashtra. Mehr als die Hälfte der gesamten Kinderarbeiter/-innen des Landes arbeiten dort. Allein Uttar Pradesh hat mit über 20 % die höchste Anzahl an Kinderarbeiter/-innen (Save the Children 2016). Die meisten dieser Kinderarbeiter/-innen sind in der regional vorherrschenden, Seidenindustrie beschäftigt.

«Im zarten Alter von 5 Jahren arbeiten diese Kinder mehr als 12 Stunden täglich während 7 Tagen die Woche in Fabriken. Sie müssen auf engstem, kaum beleuchteten, Raum in der Hocke arbeiten und sind den Abgasen der Maschinen ohne Belüftung ausgesetzt. Zur Seidenherstellung gehört, dass sie verschiedene schädliche Tätigkeiten verrichten müssen, wie zum Beispiel das Eintauchen ihrer Hände in extrem heisses Wasser – was Brandblasen hervorruft»

(Child Labour in the World, o.D.)

Was ist die Ursache von Kinderarbeit in Indien?

Trotz des jüngsten wirtschaftlichen Aufschwungs lebt noch immer mehr als ein Drittel der indischen Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Aufgrund schlechter Lebensbedingungen, niedrigem Einkommen und fehlender Arbeitsmöglichkeiten, bleibt verarmten indischen Familien oft nichts anderes übrig, als ihre Kinder zur Arbeit, statt zum Schulunterricht zu schicken. Um ihre wirtschaftliche Not zu lindern, werden Kinder von ihren Eltern auch an Menschenhändler verkauft, um so wenigstens etwas Geld zu erhalten (SOS childrens villages, o.D)

Was unternimmt die indische Regierung, um dieses Problem zu beheben?

Die indische Regierung hat in den letzten Jahrzehnten verschiedene Gesetze zur Bekämpfung der Kinderarbeit erlassen. Diese beinhalten das Gesetz zur Zwangsarbeit (Abschaffung) von 1976 sowie die Gesetzesänderung zur Kinderarbeit (Verbot und Regelung) von 2016. Die indische Regierung hat auch Gremien und Institutionen eingesetzt, wie zum Beispiel das Gurupadswarmy Komitee, um die Ausbeutung von Kindern zu erforschen.

Ebenso hat das Ministerium für Arbeit und Beschäftigung seit den späten 80er Jahren zahlreiche Projekte für Kinderarbeiter umgesetzt. Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie Care India, Child Rights and You und Hand in Hand India wurden gegründet, um die Regierung in ihrem Kampf gegen die Kinderarbeit zu unterstützen. (Wikepedia, o.S.).

Die Arbeit von Humanium und die Partnerschaft mit Hand in Hand India

Wir bei Humanium setzen uns gegen jegliche Verletzung der Kinderrechte auf der ganzen Welt ein und arbeiten in unseren Projekten für Kinder weltweit mit lokalen Partnern zusammen. In Indien hat Humanium zusammen mit Hand in Hand India erfolgreich in mehreren Projekten mitgewirkt, die alle dazu dienen, die Lebensbedingungen von vielen Kindern und ihren Gemeinschaften nachhaltig zu verbessern.

Damit Kinderarbeit in Indien – Tamil Nadu und Madhya Pradesh – der Vergangenheit angehört, nimmt die Partnerschaft mit Hand in Hand India eine Vorreiterrolle ein. Humanium hat In Madhya Pradesh (Distrikt Dhar) ein Schulwohnheim für 50 Mädchen eröffnet, um ihre Kinderarbeit zu beenden. Mit auf Kinderarbeiter zugeschnittener Bildung, physischer, mentaler und emotionaler Unterstützung sollen diese Kinder letztendlich wieder in die öffentlichen Schulen integriert werden.

Vor einigen Jahren wurde Frau Dr. Kalpana Sankar, Gründerin von Hand in Hand India, für ihren Kampf zur Beseitigung von Kinderarbeit in India ausgezeichnet, weil sie mehr als 300.000 Kinder (alles frühere Kinderarbeiter) zurück in die Schule bringen konnte, davon mindestens 50.000 mit Unterstützung von Humanium.

Als Mitglied von Child Rights Connect (CRC), einer vor vielen Jahren gegründeten Organisation, die die UNO Kinderrechtskonvention ausgearbeitet hat, ist Humanium der festen Überzeugung, dass gut geschulte Kinder eine wichtige Rolle spielen werden und mit den erworbenen Kenntnissen auch dazu beitragen, die Herausforderungen des Klimawandels in Zukunft nachhaltig zu beeinflussen. Sie können das auch, indem Sie Humanium unterstützen – übernehmen Sie eine Patenschaft, machen Sie eine Spende, werden Sie Mitglied oder Freiwillige/r und fördern Sie damit die Sensibilisierung für die Probleme der Kinder in der ganzen Welt.

Gemeinsam können wir das Recht der Kinder verwirklichen.


Verfasst von Ambika Ria Ramachandran

Übersetzt von Dominique Boutiba

Korrektur gelesen von Florian Stuhldreier

Literaturnachweise:

Child Labour in the World. (n.d, n.d n.d). Indian Silk Industry And Child Labour, accessed on 22 March 2020.

Hand In Hand India. (n.d, n.d n.d). Child Labour Elimination Programme, accessed on 22 March 2020.

ILO. (2017, June 08 ). Fact Sheet: Child Labour in India, accessed on 22 March 2020.

International Labor Organisation. (n.d, n.d n.d). What is child labor?, accessed on 22 March 2020.

Khan, T. (2016, June 13). Child labour and its Dismal Psychological Implications, accessed on 22 March 2020.

Save the Children. (2016, May 04). Statistics of Child Labour in India State Wise, accessed on 22 March 2020.

SOS children’s villages. (n.d, n.d n.d). Child Labour in India, accessed on 22 March 2020.

UNICEF. (2017, May 22). Child protection from Violence, exploitation and abuse, accessed on 22 March 2020.

Wikipedia. (n.d, n.d n.d). Child labour in India, accessed on 22 March 2020.