Wir sind Kinder, keine Soldaten!

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Ein Bericht vom Treffen der Child Rights Connect Arbeitsgruppe gegen Kindersoldaten.

Weltweit kämpfen derzeit 250.000 bis 300.000 Kinder. Ihre Rekrutierung beginnt bereits ab einem Alter von 10 Jahren. Je länger ein Konflikt dauert, desto mehr ersetzen (immer jüngere) Kinder die Erwachsenen in den Kämpfen. Sie werden gezwungen zu töten und zu plündern, sie müssen an die Front, werden durch Minenfelder getrieben oder zur Spionage eingesetzt.

„Sie geben dir eine Waffe und du musst deinen besten Freund erschießen. Sie machen das, um zu sehen, ob sie dir vertrauen können. Wenn du ihn nicht tötest, dann bekommt dein Freund den Befehl, dich zu töten. Ich musste es tun, sonst wäre ich getötet worden. Darum bin ich gegangen. Ich konnte das einfach nicht länger ertragen.“

Kolumbien, ein Junge, der mit 7 Jahren von einer paramilitärischen Gruppe rekrutiert wurde, als er auf der Straße lebte.

Kinder werden angeworben, weil sie gefügiger, gehorsamer und leichter zu manipulieren sind als Erwachsene. Die Kombination aus Armut, fehlenden Bildungsmöglichkeiten, Diskriminierung und Verletzlichkeit macht Kinder zu idealen Opfern für die Rekrutierung durch bewaffnete Gruppen. Waisenkinder, Kinder ohne Betreuung oder Kinder, die in schwierigen Familienverhältnissen leben, sehen den Krieg als eine Lösung ihrer Probleme. Einer bewaffneten Gruppe beizutreten, erscheint ihnen sicherer, als sich mit ihren Problemen auseinanderzusetzen. Weiterhin spielen auch Zwangsrekrutierungen eine Rolle. (mehr https://www.humanium.org/de/kindersoldaten)

Kinder haben ein Recht auf Frieden und Sicherheit

Die Pariser Prinzipien von 2007, unterzeichnet von 105 Staaten, darunter Deutschland, definieren Kindersoldaten wie folgt:

»… alle Personen unter 18 Jahren, die von Streitkräften oder bewaffneten Gruppen rekrutiert oder benutzt werden (…), darunter Kinder, die als Kämpfer, Köche, Träger, Nachrichtenübermittler, Spione oder zu sexuellen Zwecken benutzt wurden.«

Humanium engagiert sich seit 10 Jahren gegen den Einsatz von Kindersoldaten und ist Mitglied der Child Rights Connect Arbeitsgruppe gegen Kindersoldaten. Gemeinsam mit Organisationen wie Save the Children, Plan International, World Vision und Terre des Hommes, treffen wir regelmäßig in Genf, dem historischen Sitz der Kinderrechte zusammen. Wir haben ein gemeinsames Ziel und möchten für die Kinder sprechen: Wir sind Kinder, keine Soldaten.

Unsere Kinder, alle Kinder, haben ein Recht auf Frieden und Sicherheit. Der gemeinsame Nenner der UN Kinderrechtskonvention ist klein, aber er existiert: Kinder unter fünfzehn Jahren dürfen nicht unmittelbar an Feindseligkeiten teilnehmen.

Die Realität ist anders und das ist uns in der Arbeitsgruppe sehr bewusst. In dieser Realität werden bestehende Vereinbarungen nicht umgesetzt. Selbst schwerste Kinderrechtsverletzungen haben meist keine Konsequenzen, weder strafrechtlich noch auf internationaler oder diplomatischer Ebene. Es gibt immer noch 50 Länder, in denen es erlaubt ist, Kinder im Waffengebrauch auszubilden. Umso wichtiger ist es, diesem Unrecht einen rechtsstaatlichen, auf Gesetzen beruhenden Ansatz gegenüber zu stellen.

Gegen Kindersoldaten – für den Frieden

Menschenrechte (und damit Kinderrechte) und Frieden hängen eng zusammen und beruhen auf der Würde und dem Wert jedes einzelnen Mitglieds der menschlichen Familie – und damit auf der Würde und dem Wert jedes Kindes. Sarah M. Field (www.rights-streams.com) betont in einem Vortrag vor unserer Arbeitsgruppe, dass wir durch die internationalen Gesetze verpflichtet sind, den Kindern im Friedensprozess Gehör zu verschaffen. Auch wenn die bestehenden Gesetze nicht einheitlich sind und der Prozess damit von einer Vielzahl von nationalen und internationalen Gesetzen, von politischen Initiativen und Konventionen gesteuert wird – wir müssen trotzdem auf sie zurückgreifen, um in den sich abzeichnenden Eskalationen die zwingende Notwendigkeit für Frieden deutlich zu machen und den Friedensprozess selbst zu steuern. Das Ziel? Kinder(-rechte) sichtbar machen.

Kindern eine Stimme geben

Kinder und ihre Rechte sind meistens unsichtbar im Friedensprozess. Warum ist das so? Wie können wir es ändern? Wir von Humanium und im Schulterschluss mit allen im Arbeitskreis engagierten Organisationen möchten Kindern eine Stimme geben, sie in ihrer Entwicklung stärken und ihnen Gehör verschaffen. Unsere Coaches vor Ort arbeiten gemeinsam mit den Kindern daran, ihr Recht auf Frieden, Sicherheit und Bildung zu erkennen und zu formulieren. Gemeinsam schreiben wir zum Beispiel Briefe an ihre politischen Führer. In einem nächsten, gemeinsamen Schritt werden wir uns an alle Staaten wenden, die Kindersoldaten illegal einsetzen. Illegal deswegen, weil sie alle, jeder einzelne, die UN Kinderrechtskonvention unterzeichnet haben. Mit 195 unterzeichnenden Staaten ist sie die einzige Konvention, die von allen UN-Mitgliedern unterzeichnet wurde. Was zeigt uns das? Dass Kinderrechte für alle wichtig sind – oder dass sie im grausigen Gegenteil – so egal sind, dass man einfach unterzeichnet und dann doch mit den Kindern macht, was man will? Weil sie sich nicht wehren können? Aber sie können es doch – und wir helfen ihnen dabei.

 

Erfahre mehr über Humanium auf unserer Website : https://www.humanium.org/de/

Autor : Andrea Goffart

Korrekturgelesen von : Anja Finke