Die Kinder von Ost-Timor

Die Umsetzung von Kinderrechten in Ost-Timor

 

 

 

 

 

 

 

HunderteinundneunzigLänder haben die Internationale Kinderrechtskonvention ratifiziert, das letzte Land, das dies getan hat, war Ost-Timor am 16. April 2003. Trotz dieses Fortschritts gibt esfür die Kinder immer noch schwerwiegende Probleme. Bis zum Jahr 2002 gab es in dem Land einen Unabhängigkeitskrieg, in dem Kinder als Soldaten eingezogen wurden. Ost-Timor garantiert noch immer keine Bildung und keine zufriedenstellende Justiz. Es gibt nach wie vor Kinderarbeit, Prostitution und Gewalt, was vom Staat nicht merklich eingedämmt wird.

Carte-droits-de-l'enfant-dans-le-monde-2014-MINI (2)Carte_Timor_oriental

 

 

 

 

 

 

orange (1)Realization of Children’s Rights Index :
6.72 / 10

Rotes Niveau : Noticeable problems

Bevölkerung: 1.17 million
Bevölkerung zwischen 0-14 Jahren : 42.7 %

Lebenserwartung: 67,5 years
Sterblichkeitsrate bei unter 5-jährigen: 45 ‰

Hauptprobleme, mit denen die Kinder in Ost-Timor konfrontiert werden:

Armut

46 Prozent der Menschen von Ost-Timor sind zwischen 0 und 14 Jahre alt, also besteht fast die Hälfte der Bevölkerung aus Kindern, und sie sind die ersten Opfer der hohen Armutsrate im Land. Tatsächlich leben 73% der Bevölkerung mit weniger als 2$ am Tag.

Die erhöhte Kindersterblichkeitsrate ist eine der Folgen der fehlenden Staatsmittel. Von 1000 geborenen Kindern erleben 36 nicht ihren ersten Geburtstag.

Fehlende Mittel bringen Eltern manchmal auch dazu, ihre Kinder an spezielle Institutionen abzugeben, die sie großziehen sollen.
Bildung

14 Prozent der Kinder zwischen 6 und 11 Jahren sind nicht immer in der Schule angemeldet und der Zugang zu Schulen gestaltet sich vor allem in ländlichen Gegenden weiterhin problematisch.

Nur 39% der Mädchen und 34% der Jungen sind an einer weiterführenden Schule eingeschrieben.

Außerdem ist die Ausbildung von Lehrern unzureichend und es fehlt den Schulen an Materialien.
Gesundheit

Ein 2012 veröffentlichter Bericht der Weltbank schätzt, dass 45,3% der Kinder unter 5 Jahren Untergewicht haben. Unterernährung ist ein wiederkehrendes Problem in Osttimor, aber mit der Hilfe von UNICEF hat das Land eine nationale Ernährungsstrategie erarbeitet.

Es wurde auch ein erweitertes Impfprogramm in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organen der Vereinten Nationen und anderen Geldgebern aufgelegt, welches zu einem beträchtlichenAnstieg der Impfquote geführt hat.

Trotz dieser positiven Fakten bleiben die Rate der Unterernährung von Kindern, die Sterblichkeitsrate von Kindern und Jugendlichen sowie die Müttersterblichkeit weiterhin erhöht. Außerdemgibt es unzureichende Gesundheitsdienste speziell für Jugendliche.

Zudem ist die hohe Anfälligkeit der Kinder in Ost-Timor für Krankheiten wie Malaria, Röteln, Typhus und Dengue Fieber sowie Lungen- und Magen-Darm-Erkrankungen gleichermaßen beunruhigend.
Justiz

Die Fälle von Kindesmisshandlungen scheinen im Justizsystem nur unzulänglich behandelt zu werden und der Großteil dieser Fälle wird von rechtlichen Institutionen nicht angezeigt oder absichtlich „vergessen“.

Die Dauer der Untersuchungshaft vor der Verurteilung überschreitet oft die vorgeschriebene Maximalstrafe in den anzuwendenden Regelwerken. Inhaftierte Kinder werden nicht immer komplett von erwachsenen Häftlingen getrennt.
Kinderhandel, Prostitution von Kindern und Kinderpornographie

Angeklagt wird das hartnäckige Festhalten an Kinderarbeit in Ost-Timor, vor allem im informellen Sektor.

Obwohl es wenig Informationen und Daten darüber gibt, wie verbreitet Kinderhandel, Prostitution von Kindern und Kinderpornographie sind, gibt es einen Bericht des Komitees der Kinderrechte, in dem diese Probleme angeprangert werden.

In manchen Fällen treibt die Armut in entlegenen Dörfern Familien dazu, ihre Töchter ab dem Alter von zehn Jahren an die Orte zu schicken, an denen man mit Prostitution Geld verdienen kann. Je jünger die Mädchen sind, desto höher sind die Nachfrage und der Preis.

Viele dieser Mädchen werden schwanger und werden in ihre Familien zurückgeschickt, um dort zu gebären. Das Neugeborene wird dann der Fürsorge der Familie überlassen oder in eine Institution gebracht, während das Mädchen weiterhin zur Prostitution gezwungen wird.

Diese Kinder, denen der Schutz durch ihre Familien und ihre sozialen Netzwerke entzogen wurde, laufen erst recht Gefahr,erneuten Gewalttaten ausgesetzt zu werden.

Die Brutalität gegenüber Kindern und deren Ausbeutung werden in Ost-Timor generell akzeptiert und eine Veränderung dieser sozialen Moralvorstellungen stellt den ersten Schritt zum Verschwinden des Problems dar.
Gewalt und körperliche Bestrafung

Obwohl es wenige offizielle Statistiken gibt, zeichnen die Berichte von Partnern auf lokaler Ebene in diesem Landein sorgenvolles Bild von sexueller Gewalt, und erschreckend oft fallen ihr junge Mädchenzum Opfer.

Darüber hinaus ist körperliche Bestrafung eine gängige Praxis in Familien und wird oft angewendet, um Kinder in der Schule und anderen Bildungsinstitutionen zu disziplinieren.

Es wird außerdem die degradierende Behandlung von Kindern durch die Polizei und durch das Strafvollzugssystem angeprangert.
Diskriminierung

Manche Gruppen von Kindern, vor allem die Kinder von Rückkehrern, Kinder die keine Taufurkunde besitzen, Kinder, die aus sexuellen Beziehungen zwischen Familienmitgliedern entstanden sind und Kinder mit Behinderungen sind Opfer von Diskriminierung, vor allem wenn es sich um den Zugang zu Bildung handelt.
Kinder, die ihren Familien entzogen wurden

In Osttimor wurden Kinder, als Folge der ausländischen Besetzung, von ihren Familien getrennt. In der Tat wurde das Land für lange Jahre von Indonesien besetzt und Kinder wurden von ihren Familien getrennt, ohne dass diese dem zugestimmt hatten.

Gleichermaßen werden Kinder aus verschiedenen Gründen aus ihren Familien gerissen und das Kinderrechtskomitee legt dem Staat nahe sicherzustellen, dass Kinder nicht gegen ihren Willen von ihrer Familie getrennt werden.

Schließlich gibt es auch informelle Arrangements, aufgrund derer Kinder einer Familie in einer anderen als ihrer biologischen Familie leben. Diese Praxis ist im Land weit verbreitet.
Kulturelle Praktiken

Das Mindestheiratsalter für Mädchen ist im Moment relativ gering. Mädchen können mit 15 Jahren heiraten, obwohl Jungen erst ab 18 Jahren heiraten dürfen.

Die Praxis von arrangierten Ehen mit sehr jungen Mädchen hält sich hartnäckig, vor allem in ländlichen Gebieten. Diese Praktiken verletzen die Anordnungen und Prinzipien der Kinderrechtskonvention.