Die Schule – ein Ort, an dem Kinder lernen und sich entwickeln können? Nicht für die Taliban. Im Jahr 2009 wurden 500 Selbstmordanschläge von Kindern verübt. Die Mehrheit davon ging zuvor auf Schulen, die aus den Kindern militärisch ausgebildete Selbstmordattentäter machen sollen.
Sharmeen Obaid-Chinoy, Gründerin der NGO The Citizens Archive of Pakistan, begleitete einige dieser Kinder zu ihren „Schulen“, um die Dokumentation Children of the Taliban zu drehen. Laut ihrer Analyse erfolgt die Manipulation der Kinder durch die Taliban in fünf Schritten.
Sie nehmen ärmliche und schutzlose Familien aus ländlichen Gegenden ins Visier. Sie trennen die Kinder von ihren Familien und versprechen den Eltern eine Entschädigung. Jungen werden in abgeschottete, strengstens kontrollierte Schulen gebracht, aus denen eine Flucht unmöglich ist. Die mittellosen Familien haben keine Chance, sie zu finden.
Die Taliban unterrichten den Koran in Hocharabisch, einer Sprache, die diese Kinder nicht verstehen – dadurch entsteht eine intellektuelle Abhängigkeit von den Lehrern, die den Kindern beibringen können, was sie wollen. Zeitungen, Radio, Fernsehen und jegliche andere Informationsquellen sind strikt verboten.
Die Taliban ermutigen die Kinder zum Hass auf die Welt, in der sie leben. Die Kinder werden geschlagen und bekommen nicht genug zu essen. Die Taliban schüren Unzufriedenheit in diesen Kindern, um dann ihr Leid mit dem Versprechen eines zukünftigen Paradieses zu lindern – ein wunderbarer und glücklicher Ort, an den man nach einem Selbstmordanschlag gelangen kann. Dieser letzte Schritt erhärtet die Entschlossenheit der Kinder noch weiter.
Den Kindern werden dann Propagandafilme mit sterbenden Zivilisten in Afghanistan, Pakistan und dem Irak gezeigt. Die Botschaft ist eindeutig: der Westen kümmert sich nicht um die zivilen Opfer, und Selbstmordanschläge sind die einzige Antwort, der einzige Weg, den Islam zu glorifizieren. Zenola, Sadik und Messoud brachten sich zusammen mit vielen anderen Schülern der Taliban-Schulen im Jahr 2009 um und nahmen dabei Dutzende von unschuldigen Zivilisten mit in den Tod.
Geschrieben von :Manon Moreno Übersetzt von : Alexandra Gleissner Bewertet von : Dennis Mombauer |
