Kinder in Myanmar setzen ihren Kampf für ihr Recht auf Bildung in Thailand fort

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Der anhaltende Konflikt in Myanmar zwang Tausende von Kindern nach Thailand zu fliehen, wo sie erhebliche Barrieren beim Zugang zu Bildung erleben. Trotz gesetzlicher Bestimmungen, die ihnen das Recht auf einen Schulbesuch garantieren, kämpfen viele Migrantenkinder mit Problemen wie rechtlicher Stellung, Sprachbarrieren und finanziellen Nöten. Um ihr Recht auf Bildung sicherzustellen, ist eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den thailändischen Behörden, Pädagogen und humanitären Organisationen erforderlich, um inklusive und nachhaltige Lernmöglichkeiten zu schaffen.

Migranten aus Myanmar in Thailand

Nach dem Militärputsch in Myanmar am 1. Februar 2021 flieht eine zunehmende Anzahl von Migranten vor anhaltenden Konflikten, politischer Instabilität und aufgrund von wirtschaftlicher Not nach Thailand auf der Suche nach Sicherheit (Amnesty International, 2025). Da Migranten aus Myanmar wegen der Konflikte fliehen, stellen sie eine der größten Migrantengruppen in Thailand dar (IOM, 2024).

Thailand erkennt Flüchtlinge nicht offiziell an. Daher fehlt vielen Migranten aus Myanmar ein genau definierter Status (Asylum Access, 2020). Viele leben in Unsicherheit, sind der Gefahr von Abschiebung und Ausbeutung ausgesetzt und haben eingeschränkten Zugang zu Dienstleistungen des täglichen Lebens. Dies ist insbesondere für Kinder von Eltern mit Migrationshintergrund der Fall, die in Thailand nur sehr eingeschränkten Zugang zu Bildung haben.

Das Recht der Kinder in Myanmar auf Bildung hat keine Grenzen

Nach internationalem Recht ist der Zugang zu Bildung ein grundlegendes Menschenrecht. Sowohl Thailand als auch Myanmar haben 1992 beziehungsweise 1991 die UN-Kinderrechtskonvention (UNCRC) ratifiziert, die das Recht auf Bildung schützt (United Nations General Assembly, 1989). Thailand und Myanmar haben somit unterschrieben, die Grundschulbildung für alle Kinder verpflichtend und kostenlos zu organisieren, unabhängig von Herkunft oder Nationalität

Thailand hat darüber hinaus gesetzlich festgelegt, dass alle Menschen gleiche Rechte und Möglichkeiten haben, eine vom Staat gestellte Grundbildung für die Dauer von mindestens 12 Jahren zu erhalten, beginnend im Alter von 6 Jahren und endend mit 18 Jahren (Office of the National Education Commission Office,1999).

Die thailändische Gesetzgebung unterstützt auch die Bildung von Migranten, indem sie jedem Kind innerhalb der thailändischen Rechtsprechung „gleichberechtigten Schutz ohne Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion, politischen oder anderen Meinungen, nationaler Herkunft, ethnischem oder sozialem Hintergrund, Vermögen, Behinderung, Geburt oder sonstigem Status des Kindes“ garantiert (Khaosod, 2024). Darüber hinaus garantiert die Gesetzgebung von 1999 und 2005 ausdrücklich, dass alle nicht-thailändischen Kinder Anspruch auf kostenlose Grundbildung an thailändischen öffentlichen Schulen haben (The Nation Thailand, 2023).

Während das internationale und nationale Recht in Thailand Migrantenkindern aus Myanmar den Zugang zu Bildung garantiert, sieht die Realität in Thailand ziemlich anders aus. Kinder aus Myanmar, die in Thailand leben, haben Schwierigkeiten, eine angemessene Ausbildung zu erhalten.

Barrieren zur Bildung für Kinder aus Myanmar in Thailand

Es wird geschätzt, dass derzeit mindestens 50.000 Migrantenkinder aus Myanmar in Thailand zur Schule gehen (RFA, 2024). Viele Flüchtlings– und Migrantenkinder aus Myanmar haben aufgrund des rechtlichen Status ihrer Familien, Sprachbarrieren und finanzieller Nöte Schwierigkeiten, Zugang zu Bildung zu erhalten (United Nations Network on Migration in Thailand, 2024).

Obwohl öffentliche Schulen in Thailand Kindern aus Myanmar Zugang gewähren können, zeigt sich die Aufnahme schwierig, da die meisten Eltern der Kinder Migranten ohne Aufenthaltspapiere sind. Der fehlende thailändische Aufenthaltsstatus erschwert es ihnen, die Kinder im öffentlichen Schulsystem anzumelden.

Da die Mehrheit der Kinder mit Migrationshintergrund kein Thai beherrscht, stellen Sprachunterschiede eine erhebliche Hürde für den Schulbesuch in Thailand dar. Die Sprachbarriere erschwert ihnen, sich in das thailändische Bildungssystem zu integrieren und den Lehrplan zu verstehen. Die Kosten für die Schulbildung, einschließlich Schulgebühren, Uniformen und Materialien sind ein zusätzlicher Faktor, der Bildung weniger zugänglich macht, da die Gebühren für Migrantenfamilien oft unerschwinglich sind.

Schließlich war Thailand in den letzten fünf Jahren mit der Herausforderung überfüllter und unterfinanzierter öffentlicher Schulen konfrontiert (Cogan, 2022). Dies führte zu knappen Ressourcen in den Schulen und der Unfähigkeit, Migrantenkinder aufzunehmen. Diese Herausforderungen führten dazu, dass viele Kinder aus Myanmar nicht registrierte Migrantenlernzentren („MLCs“) besuchten.

Migrantenlernzentren helfen, die Bildungslücke zu schließen

Um dem mangelnden Zugang zu formaler Bildung in Thailand entgegenzuwirken, besuchen viele Migrantenkinder sogenannte MLCs. Diese nichtregistrierten Schulen, die durch Studiengebühren und Spenden von Wohltätigkeitsorganisationen finanziert werden, werden oft von Lehrkräften und Fachkräften mit Migrationshintergrund aus Myanmar gegründet. Sie agieren außerhalb des formalen Bildungssystems und werden von den thailändischen Behörden nicht anerkannt (Swe, 2025).

Fast 27 % der Migrantenkinder in Thailand im Alter von 3 bis 18 Jahren werden in MLCs unterrichtet (UN, 2024). Im April 2024 wurde berichtet, dass über 14.000 Schüler in den 64 MLCs eingeschrieben sind (UNESCO, 2024). Der anhaltende Konflikt in Myanmar hat zu einem zunehmenden Einschulungsdruck geführt, der in der Provinz Tak 2023–2024 zu einem Anstieg der Einschulungszahlen um 40 % führte.

Die MLCs, die über 14.000 Schüler betreuen, kämpfen mit unzureichenden Einrichtungen und begrenzten Ressourcen, die zu Kürzungen bei essenziellen Dienstleistungen wie Mittagessen in der Schule und Lehrergehältern (UNESCO, 2024) führen. Während versucht wird, die Lücke zu schließen und den Kindern Bildung zu ermöglichen, sind diese Schulen aufgrund ihres undokumentierten Status ständig von der Schließung bedroht. Im vergangenen Jahr wurden diese drohenden Schließungen immer konkreter.

Im September 2024 führte die Schließung eines illegal betriebenen Lernzentrums für Migrantenkinder in Tambon Bang Kung im Distrikt Muang zur Schließung aller MLCs in der Provinz (Mizzima, 2024). Dies führte dazu, dass über 2.000 Migrantenkinder in der Region mitten im Schuljahr ihre Schulbildung abbrachen (RFA, 2024).

Im vergangenen Jahr waren Tausende Schüler von der Schließung nichtregistrierter Schulen betroffen. Die Eltern dieser Kinder stehen vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder sie arbeiten weiter und lassen ihre Kinder allein zu Hause oder sie hören auf zu arbeiten und verlieren ihre Einkommensquelle für den Unterhalt ihrer Familie.

Die Bedeutung von Bildung für Migrantenkinder aus Myanmar

Bildung ist für Migrantenkinder aus Myanmar entscheidend, da sie ihnen die nötigen Werkzeuge für die Integration in ihre neue thailändische Gemeinschaft bietet sowie die soziale Inklusion und Möglichkeiten für eine bessere Zukunft fördert (United Nations Network on Migration in Thailand, 2024).

Ein mangelnder Zugang zu Bildung erhöht die Anfälligkeit von Migrantenkindern für eine Reihe schwerwiegender Risiken signifikant, einschließlich Kriminalität, Ausbeutung, Arbeitsmissbrauch und Drogenkonsum (Benar News, 2024). Ohne Bildung fehlen diesen Kindern oft die Fähigkeiten und Möglichkeiten, eine sichere legale Beschäftigung zu finden. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich illegalen Aktivitäten zuwenden, um zu überleben.

Zudem ist Bildung ist ein entscheidender Aspekt, einem Kind zu helfen, ein Identitätsgefühl zu entwickeln (Arphattananon, 2022). Die Schließung von MLCs hat Migrantenkinder daran gehindert, in ihrer Muttersprache zu lernen und kulturelle Bindungen aufrechtzuerhalten. Dieser Verlust beeinträchtigt ihre kulturelle Identität und ihr Zugehörigkeitsgefühl. MLCs bieten Kindern ein Umfeld, in dem sie ihr kulturelles Erbe erkunden, ihre Werte zum Ausdruck bringen und Stolz auf ihre Identität entwickeln können.

Neue Bemühungen zur Hilfe von Migrantenschülern

Obwohl der Betrieb nichtregistrierter Schulen gegen thailändisches Recht verstößt, schreiben die nationalen Gesetze des Landes die Schulpflicht für alle Kinder unabhängig von ihrer Nationalität vor. Nach der Schließung mehrerer MLCs wiederholte die thailändische Regierung daher, dass Migrantenschüler aus Myanmar sich in die öffentlichen Schulen der Provinz einschreiben können (RFA, 2024).

Regionale thailändische Regierungen arbeiten mit verschiedenen gemeinnützigen Organisationen zusammen, um das Recht und den Bedarf von Migrantenkindern auf Zugang zu Bildung anzusprechen(UNESCO, 2024). Beispielsweise wurden als Reaktion auf die durch die COVID-19-Pandemie verursachten Störungen gemeinsam mit humanitären Partnern kollaborative Programme entwickelt, um 7.000 Lernenden mithilfe digitaler Tools dabei zu helfen, Lernrückstände auszugleichen.

Andere Partner haben Projekte geschaffen, um Migranteneltern bei der Geburtenregistrierung und der Einschulung zu assistieren und so die administrativen Barrieren zu beseitigen, mit denen undokumentierte Kinder bei der Anmeldung an einer öffentlichen Schule konfrontiert sind.

Wie kann der Zugang zu Bildung für Migranten weiter verbessert werden?

Um Kindern aus Myanmar den Zugang zu Bildung in Thailand am besten zu ermöglichen, müssen Pädagogen aus beiden Ländern mit den Behörden zusammenarbeiten, um ein inklusives und reguliertes Bildungssystem zu sicherzustellen. Politische Veränderungen sowie eine verstärkte Ausbildung von Lehrkräften und eine vermehrte öffentliche Finanzierung sind notwendig, um ein qualitativ hochwertiges und inklusives Bildungssystem für Migranten zu schaffen.

Dieses System muss die besonderen Herausforderungen der Migranten aus Myanmar bestmöglich unterstützen und Faktoren wie Kosten, Sprache, Kultur und die Erreichbarkeit aus ländlichen Gebieten berücksichtigen.

Dieses regulierte Schulsystem erfordert nicht nur mehr finanzielle Mittel, Lehrerausbildung und Sprachförderung für Migrantenkinder, sondern es bedarf auch weiterer Unterstützung und finanzielle Mittel in öffentlichen thailändischen Schulen, um der steigenden Zahl thailändischer Schüler auf der Suche nach Bildung gerecht zu werden.

Migrantenkinder aus Myanmar, die in Thailand leben, sind weiterhin mit Unsicherheit, eingeschränkten Möglichkeiten und mangelndem Schutz konfrontiert. Der fehlende Zugang zu Bildung setzt sie der Gefahr von Ausbeutung und Not aus. Es ist entscheidend, dass die thailändische Regierung kooperiert, um sicherzustellen, dass Migrantenkinder aus Myanmar in Thailand Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung erhalten.

Humanium setzt sich weltweit für die Förderung und den Schutz von Kinderrechten ein setzt seinen Hauptschwerpunkt darauf, dass jedes Kind, einschließlich Migrantenkindern, Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung erhält. Als Teil dieser Mission kämpft Humanium dafür,  die Barrieren abzubauen, die den Migrantenkindern den Zugang zu Bildung verwehren, und setzt sich für ihr Recht auf Lernen, Wachstum und Erfolg ein, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Status.

Durch Partnerschaften, gemeinschaftsbezogene Initiativen und politische Interessenvertretung setzt sich Humanium für eine inklusivere Welt ein, in der alle Kinder ihr Grundrecht auf Bildung genießen können. Unterstützen Sie mit Humanium Migrantenkinder und ihr Recht auf Bildung. Sie können einen Unterschied machen, indem Sie spenden, sich ehrenamtlich engagieren oder Mitglied werden und uns helfen, unsere Arbeit zur Förderung der Kinderrechte weltweit fortzusetzen.

Geschrieben von Kathleen Tereposky 

Übersetzt von Kathrin Lukas

Korrektur gelesen von Jana Ruf

Quellen:

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