Das Übermaß an medialer Sexualisierung in der Kindheit

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Kinder werden heute auf allen Medienplattformen mit expliziten Inhalten überschwemmt, angetrieben von Marketingstrategien, die ihre Unschuld für Profit ausnutzen. Jüngste Studien zeigen einen starken Anstieg der Auseinandersetzung von Kindern gegenüber sexualisierten Inhalten, von Musik und Fernsehen bis hin zu sozialen Medien und Werbung. Diese schädliche Praxis, die vor allem auf Jugendliche abzielt, stellt eine ernsthafte Gefahr für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern dar.

Unterscheidung zwischen Sexualität und Sexualisierung

Den Unterschied zwischen Sexualität und Sexualisierung zu verstehen, ist der Schlüssel zur Bewahrung der kindlichen Unschuld unter den modernen Einflüssen. Sexualität entwickelt sich ganz natürlich, wenn Kinder heranwachsen, angetrieben von Neugier und Selbstentdeckung. Die Sexualisierung ist jedoch besorgniserregend, weil sie Menschen auf bloße Sexualobjekte reduziert und sie ausschließlich aufgrund ihrer körperlichen Attraktivität und der Einhaltung enger Schönheitsstandards bewertet (Collins et al., 2011).

Während der Oberstufe erleben Jugendliche den Beginn der Pubertät, der mit einem gesteigerten Bewusstsein für ihre eigene Sexualität einhergeht. Da dies eine neue Phase für sie ist, lernen und imitieren sie oft Verhaltensweisen aus ihrer Umgebung. Wenn Eltern es versäumen, offene Gespräche mit ihren Kindern zu führen, wird der Einfluss der Medien auf ihre Einstellungen und ihr Verhalten zu sexuellen Themen immer deutlicher (University of Washington, 2012).

Im Wissen darum, wie wichtig es ist, Kinder frühzeitig über Beziehungen und Sexualität aufzuklären, integrieren Schulen weltweit Sexualkunde in ihre Lehrpläne. Diese Initiative wird von Lehrern unterstützt, die Kinder in Schulen beobachtet haben und dabei falsche Vorstellungen und unangemessene Einflüsse durch die Medien festgestellt haben. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, diese Themen in einem pädagogischen Umfeld durch kontinuierliche Diskussionen zu behandeln (Ritchie, 2016).

Sexualisierung von Kindern in den Medien

Heutzutage werden Kinder auf allen Medienplattformen mit sexuellen Inhalten konfrontiert, darunter explizite Texte in populären Liedern, häufige sexuelle Anspielungen und uneingeschränkter Zugang zu Internetpornografie (Parlament von Australien, 2008). Diese Medienpräsenz ist problematisch, da sie sich negativ auf die psychologische Entwicklung und die Wahrnehmung von Beziehungen und Sexualität auswirken kann, was zu verfrühten oder verzerrten Ansichten über Sexualität führen kann.

Mehrere große Boulevardzeitungen und Medien sind mit dem Vorwurf konfrontiert worden, Kinder zu sexualisieren. So wurden beispielsweise in einem Bericht von Equality Now und End Violence Against Women (EVAW) im Jahr 2012 elf renommierte Zeitungen untersucht.

In dem daraufhin veröffentlichten Bericht deckten die Organisationen die Berichterstattung über einen Kinderschönheitswettbewerb in vielen Boulevardzeitungen auf, bei dem unangemessene Bilder von jungen Mädchen in Bikinis, Badeanzügen, Make-up und Stöckelschuhen gezeigt wurden (Cochrane, 2014). Die Darstellung von Kindern in sexualisierter Form im Bereich des Marketings beruht häufig auf der Überzeugung, dass solche Bilder bei den Verbrauchern mehr Aufmerksamkeit und Interesse erwecken.

Diese Annahme basiert auf der Idee, dass Menschen empfänglicher für Botschaften sind, wenn sie emotional stimuliert werden. Die gezielte Ansprache von Jugendlichen, die einen großen Teil der Verbraucher von Mode-, Schönheits- und Lifestyle-Produkten ausmachen, ist daher eine gängige, aber schädliche Strategie (Ghiletchi, 2016).

Erschwerend kommt hinzu, dass solche Darstellungen auch zu einem kulturellen Kontext beitragen, in dem nicht-einvernehmliche Bilder und Verhaltensweisen normalisiert werden. Darüber hinaus implizieren sexualisierte Darstellungen junger Mädchen, dass weibliche Körper unabhängig vom Alter objektiviert werden können, wodurch eine Mentalität aufrechterhalten wird, die den sexuellen Missbrauch von Kindern begünstigt (Cochrane, 2014).

Hollywoods fortwährende Rolle bei der Sexualisierung der Kindheit

Leider gehen diese schädlichen „Grooming“-Praktiken über den Medienbereich hinaus und sind in der heutigen Kultur tief verwurzelt. So gibt es beispielsweise einen besorgniserregenden Anstieg der Zahl junger Kinderdarsteller, die von einflussreichen Persönlichkeiten der Branche sexuell ausgebeutet werden, um Filme zu produzieren. Darüber hinaus vermarkten Erwachsene diese Filme an andere Erwachsene zur Unterhaltung, was die Normalisierung der Heranführung von Kindern an radikale Praktiken und Lebensstile verdeutlicht (CRA, 2022).

So wurde beispielsweise eine der bekanntesten Schauspielerinnen Hollywoods, Brooke Shields, ein Opfer der Kindersexualisierung. Shields war erst 11 Jahre alt, als sie in einem viralen Film eine junge Prostituierte spielte, und im selben Alter erschien sie auch nackt auf einem Zeitschriftencover (Buckland, 2024). Bedauerlicherweise werden auch heute noch Kinder in der Unterhaltungsindustrie in Erwachsenenrollen besetzt – eine Praxis, die ihr Wohlergehen gefährdet.

Auswirkungen der Sexualisierung auf Kinder

Das Ausmaß der unterschwelligen sexuellen Botschaften in der Gesellschaft bringt zahlreiche problematische Aspekte mit sich. Auch wenn Kinder die dargebotenen suggestiven Elemente nicht in vollem Umfang begreifen, nehmen sie dennoch die negativen Auswirkungen der Sexualisierung auf (Mikhail, 2022). Darüber hinaus werden Kinder zu früh zur Reife gedrängt, indem man ihnen beibringt, ihren Wert mit äußeren Faktoren gleichzusetzen, was ihr sich entwickelndes Gehirn überfordert (Lotus Group, 2012).

Infolgedessen kann dies schädliche Botschaften über Selbstwertgefühl und Wert vermitteln. Außerdem können Kinder diese erlernten Verhaltensweisen in ihrem Streben nach Anerkennung nachahmen, was zu unangemessenen Handlungen führen kann, wenn sie erwachsen werden. Wenn sie sich zum Beispiel aufreizend kleiden, um Anerkennung zu erhalten oder ihren Wert zu messen, kann das ihre Grenzen verwischen und ihre Wahrnehmung von angemessenem Verhalten beeinflussen (Lotus Group, 2012).

Die tiefgreifenden kognitiven und emotionalen Folgen von Sexualisierung und Objektivierung können zu einem verminderten Selbstvertrauen führen, das oft von Schamgefühlen und Ängsten begleitet wird. Darüber hinaus weisen umfangreiche Forschungsarbeiten auf einen signifikanten Zusammenhang zwischen Sexualisierung und häufigen psychischen Problemen bei Mädchen hin, wie z. B. Essstörungen, geringem Selbstwertgefühl und Depressionen (American Psychological Association, 2007).

Schutz der Kindheit in der Unterhaltungsbranche

Um die verfrühte Sexualisierung von Kindern zu bekämpfen, müssen Gesetzgeber und Eltern zusammenarbeiten. Der Gesetzgeber sollte Gesetze erlassen, um Medieninhalte, die sich an Kinder richten, zu regulieren und zu überwachen und sicherzustellen, dass sie altersgerecht und frei von Sexualisierung oder schädlichen Stereotypen sind.

Im Jahr 2022 verabschiedete der US-Kongress das Gesetz „Stop the Sexualization of Children Act“, das verhindern soll, dass Kinder unter 10 Jahren mit sexuell explizitem Material in Berührung kommen. Das Gesetz verbietet die Verwendung von Bundesmitteln für Programme, Veranstaltungen oder Literatur, die solche Inhalte für junge Kinder enthalten. Es verbietet auch die Nutzung von Bundeseinrichtungen für solche Zwecke (United States Congress, 2022).

Ebenso sollten Eltern offene Diskussionen über schädliche Stereotypen in den Medien führen und ihren Kindern aktiv beibringen, solche Inhalte zu erkennen und den zuständigen Behörden zu melden. Insgesamt bedarf es kollektiver Anstrengungen, um die Kindheit zu schützen und der Sexualisierung von Kindern Einhalt zu gebieten, um ihre Unschuld und ihr Wohlbefinden zu bewahren.

Wir bei Humanium treten entschieden für das Recht jedes Kindes auf eine gesunde Kindheit ein. Wir setzen uns für eine Welt ein, in der die Rechte von Kindern konsequent gewahrt und respektiert werden. Wenn Sie zu unserer Sache beitragen möchten, können Sie uns durch SpendenFreiwilligenarbeit oder eine Mitgliedschaft unterstützen.

Geschrieben von Lidija Misic

Übersetzt von Karolina Hofman

Korrektur gelesen von Marie Podewski

Bibliografie:

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